Berlin, 15.05.2023 – Im Vorfeld der Gespräche zwischen Lehrerverbänden und Ständiger Wissenschaftlicher Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) am Dienstag (16.5.23) untermauert der Deutsche Philologenverband (DPhV) seine strikte Ablehnung gegenüber einer Zulassung von Bachelorabsolventinnen und -absolventen für den Unterricht an Gymnasien. Dies gelte auch im Rahmen eines „dualen Lehramtsstudiums“.
DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagte: „Der Unterricht an einem Gymnasium muss wissenschaftlich fundiert, gymnasial qualifiziert und wissenschaftspropädeutisch sein. Dafür ist der Abschluss eines Lehramtsstudiums mit Staatsexamen oder einem vergleichbaren Masterabschluss inklusive eines Referendariats unabdingbar.“ Ein Bachelorabschluss reiche nicht.
Auch sei es generell nicht zumutbar, den ohnehin über Gebühr belasteten und zu wenigen Lehrkräften an allen Schularten auch noch die Aufgabe für die Ausbildungsbegleitung von Bachelorabsolventen an den Schulen zu übertragen. Dem DPhV fehle zudem die Integration der Expertise der Studienseminare seitens der Kultusministerkonferenz (KMK).
Lin-Klitzing: „Es ist besonders wichtig, dass die angehenden Lehrkräfte im Studienseminar praxisorientiert und professionell auf den Schuldienst vorbereitet werden. Sollte dies entfallen, würde dies mit einer weiteren Belastung der Bestandslehrkräfte einhergehen, die gerade jetzt niemand wollen kann.“ Denn es sei erste Priorität, und übrigens auch die am schnellsten und am nachhaltigsten gegen den Lehrkräftemangel wirksame Maßnahme, die Bestandslehrkräfte im System zu halten und zu entlasten.
Erfahrene Lehrkräfte halten – Sicherung der Bestandslehrkräfte im System – Lehrkräftemangel multiperspektivisch bekämpfen
Dafür sei es unabdingbar, die derzeit aktiven Lehrkräfte an den Schulen spürbar zu entlasten, sie endlich regulär zu befördern und so ihrem möglichen frühzeitigen Ausscheiden entgegenzuwirken. Angesichts des drängenden Arbeitskräftemangels sei es umso bedeutsamer, endlich die Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte zu verbessern. Dazu gehören:
- Ländereinheitliche Besoldung, die verfassungsgemäß und amtsangemessen ist
- Beförderungen, um langjährigen Verbleib im Beruf zu sichern
- Beförderungsgerechtigkeit für Lehrkräfte in den östlichen Bundesländern
- Strukturell neue Perspektive für die Zukunft: Ziel von 130 % Abdeckung des Lehrkräftebedarfs, um 100 % Unterricht für die Schülerinnen und Schüler gewährleisten zu können
- Einstellung professioneller Unterstützer für Aufgaben jenseits des Unterrichts (z.B. IT- und Labor-Assistenten)
- Reduzierung der außerunterrichtlichen Aufgaben und Konzentration auf den Fachunterricht
- Attraktivere Gestaltung des Arbeitsplatzes Schule
Eine Erhöhung der Regelstundenzahl würde angesichts der seit Jahren bestehenden Überbelastung einen gegenteiligen Effekt haben. „Wir würden Lehrkräfte dadurch eher früher verlieren“, so Lin-Klitzing. Sie wies darauf hin, dass zudem die Schülerzahlen in den Klassen der Gymnasien durchschnittlich am höchsten seien, hier könne nicht mehr draufgesattelt werden. Insbesondere die Gewinnung von MINT-Lehrkräften sei – nicht zuletzt angesichts der gesamtgesellschaftlich-technischen Entwicklung Deutschlands – eine stärker in Angriff zu nehmende Herausforderung durch die KMK.