Lehrer kann jeder? bpv warnt vor bildungs-politischem Holzweg

    Der Bildungsgipfel in Berlin betont einmal mehr, wie wichtig in diesem Bereich das Zusammenspiel von Praxis, Wissenschaft und Politik ist. Auch und gerade in Zeiten von Lehrermangel ist es entscheidend, Lehrkräfte als ausgebildete Expertinnen und Experten auf dem neuesten Stand der Wissenschaft aus- und weiterzubilden. Der Bayerische Philologenverband (bpv) warnt daher ausdrücklich vor einer „Entprofessionalisierung“ des Lehrerberufes und fordert eine konsequente Nachqualifizierung von Seiteneinsteigern.

    In ganz Deutschland ist der sich immer weiter verschärfende Lehrermangel spürbar. Eine Gegenmaßnahme ist das Anwerben von Seiteneinsteigern, also von Lehrpersonal ohne jegliche pädagogischen Vorkenntnisse und Ausbildung im Unterrichten. bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl hält diese Entwicklung für äußerst bedenklich: „Getreu dem Motto „Lehrer kann jeder“ setzen immer mehr Bundesländer auf Seiteneinsteiger. Aber wenn auf dem Land Hausärzte fehlen, holt auch niemand den Tierarzt. In vermutlich keinem anderen akademischen Beruf würde man jemand unausgebildet und voll verantwortlich arbeiten lassen.“ Umso wichtiger ist es, Seiteneinsteiger vor dem Start oder zumindest unmittelbar während des Einstiegs berufsbegleitend nachzuqualifizieren. Schwägerl betont: „Eine Nachqualifizierung, bei Bedarf fachlich und in jedem Fall im pädagogischen und didaktischen Bereich, darf kein Angebot, es muss die Voraussetzung für die Übernahme in den Schuldienst sein!“

    Bayern setzt auch in Zeiten des Lehrermangels beim gymnasialen Lehramt auf Qualifikation. Mit einem einschlägigen Universitätsabschluss kann unter gewissen Voraussetzungen das Referendariat abgelegt und das Zweite Staatsexamen abgelegt werden. Ab dem Herbst ist eine solche Maßnahme für die Fächer Biologie, Deutsch, Ethik, Französisch, Informatik, Kunst, Mathematik und Physik geplant. Schwägerl fasst zusammen: „An der Nachqualifikation muss in Bayern festgehalten werden! Andernfalls droht eine Entprofessionalisierung des Lehrpersonals und damit ein Qualitätsverlust im bayerischen Bildungswesen. Gleichzeitig müssen wieder mehr Abiturientinnen und Abiturienten für den Lehrerberuf gewonnen und begeistert werden. Und zwar nicht mit klischeehaften und plakativen Aussagen über die vermeintlich flexible Arbeitszeit von Lehrkräften. Wie die Lehrerbildung der Zukunft aussehen sollte, diese Frage diskutieren Expertinnen und Expertinnen aus Wissenschaft, Praxis und Politik beim Lehrerbildungstag des bpv nächste Woche.“

    Am Dienstag, den 21. März veranstaltet der Bayerische Philologenverband im Literaturhaus in München einen Lehrerbildungstag zum Thema „Differenzierte Lehrerbildung – Damit Bayern spitze bleibt“.

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