PhVN: Unterrichtsversorgung erneut verschlechtert: SWK-Empfehlungen sind ein Unterrichtsverhinderungsprogramm

    Der geschäftsführende Vorstand der niedersächsischen Gymnasiallehrervertretung hat im Rahmen einer zweitägigen Klausurtagung Leitlinien für seine Arbeit in diesem Jahr festgelegt.

    Schwerpunktthema auf der Tagesordnung waren auch die aktuellen Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel.

    SWK-Empfehlungen führen zu zusätzlicher Belastung und sind deshalb kontraproduktiv

    Rabbow zeigte sich verärgert darüber, dass die Empfehlungen der SWK den tatsächlichen Problemen in den Schulen und in der Lehrkräftegewinnung durch originäre Ausbildung nicht gerecht werden: „Wir brauchen keine Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung oder eine Verlängerung der Arbeitszeit, sondern Maßnahmen, die die Kolleginnen und Kollegen vor Ort ernsthaft entlasten. Man erkennt an den Aussagen der SWK, dass dort keine einzige Lehrkraft mitgewirkt hat. Deren Empfehlungen machen den Beruf noch unattraktiver und begünstigen die Flucht aus der Schule. So wird die Unterrichtsversorgung von 96,3 Prozent, die heute von der Ministerin bekanntgegeben wurde, noch weiter sinken. Die Vorschläge kann man nur als Unterrichtsverhinderungsprogramm bezeichnen.“

    Nebulöse Vorschläge der SWK wie Achtsamkeitstrainings oder Wahrnehmung von eMental-Health-Angeboten, machen den Lehrerberuf nicht attraktiver, sie gehen im Gegenteil an den wirklichen Gegebenheiten in Schule völlig vorbei. „Man fühlt sich als Lehrkraft von der SWK überhaupt nicht ernst genommen“, urteilt Rabbow und warnt Kultusministerin Julia Willie Hamburg eindringlich davor, den „Empfehlungen“ der SWK auf den Leim zu gehen. „Eine solche Politik wäre ein fatales Signal an zukünftige Lehrkräfte. Jahrzehntelanges Versagen der Politik darf nicht auf dem Rücken der Lehrkräfte im Dienst ausgetragen werden. Wer das vorhat, gefährdet nicht nur den aktuellen Bestand, sondern entscheidet auch darüber, wer überhaupt noch auf Lehramt studiert. Wenn statt Anerkennung, Wertschätzung und Leistbarkeit am Ende nur ein Seminar für Work-Life-Balance herausspringt, wird man keine Studierenden finden, die sich opfern wollen“, so Rabbow zu den Vorschlägen weiter, die einem Unterrichtsverhinderungsprogramm gleichkommen.

    Den Beruf wieder attraktiv gestalten? Das beginnt bereits vor dem Studium!

    Die Schülerinnen und Schüler von heute seien die Lehrkräfte von morgen. Die grundständige Ausbildung zur Lehrkraft mit Studium und Vorbereitungsdienst dauere sieben Jahre. „Eine Ausbildung, die ein Berufsleben lang tragen soll, braucht Zeit. Das geht nicht von heute auf morgen, auch wenn das bei dem schon überall erkennbaren Mangel wünschenswert wäre. Unser Vorschlag lautet, wir werben heute um unsere Lehrkräfte der Zukunft und beginnen endlich damit, das Berufsfeld Schule durch attraktive Rahmenbedingungen für den Nachwuchs interessant zu gestalten. Nur so können wir Vorsorge für die Zukunft treffen, damit es eines Tages wieder heißt: Alle an Bord, volle Lehrkraft voraus!“

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