Junge Philologen: Referendariat soll wieder zwei Jahre dauern

    • Bedingungen für Lehrerausbildung müssen verbessert werden
    • Unterstützung für angehende Lehrkräfte und Berufseinsteiger
    • Gute Schulen brauchen gut ausgebildete Lehrkräfte

    Düsseldorf/Berlin, 16. September 2022. Heute feiern die Jungen Philologen (JuPhis) im Deutschen Philologenverband (DPhV) ihr 70. Bestehen mit einer Festveranstaltung in Berlin. Ursprünglich sollte die Feier schon im vorigen Jahr über die Bühne gehen, coronabedingt musste sie aber in dieses Jahr verschoben werden. Die JuPhis kümmern sich im DPhV und im Philologenverband Nordrhein-Westfalen (PhV NRW) um die Belange der Lehramtsstudierenden, der Referendarinnen und Referendare sowie der jungen Lehrkräfte. Vorsitzender im Bund und in NRW ist Georg-Christopher Hoffmann.

    Anlässlich des runden Geburtstags fordert der JuPhi-Vorsitzende für NRW, das Referendariat von derzeit 18 wieder auf 24 Monate zu verlängern. „Die Anforderungen sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen; wer beste Bildung will, muss auch beste Bedingungen für die Lehrerausbildung schaffen“, sagt Hoffmann. „Zu besten Bedingungen gehört ausreichend Zeit für eine fundierte theoretische und praktische Ausbildung.“ Deswegen sollten beispielsweise die Anteile des Selbstständigen Unterrichts im Referendariat zugunsten des Unterrichts unter Anleitung deutlich verringert werden. „Außerdem benötigen wir jetzt dringend zusätzliche Kapazitäten, um eine intensivere Betreuung und Ausbildung der Referendare sicherzustellen.“ Für Berufseinsteiger, die ihr Referendariat während der Pandemie absolviert haben, wünscht Hoffmann sich mehr Unterstützungsangebote.

    Der nordrhein-westfälische Philologenverband unterstützt die Forderungen der JuPhis und warnt seinerseits vor einem Qualitätsverlust in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern. Von der derzeitigen 18-monatigen Ausbildungszeit im Referendariat bliebe unter dem Strich gerade mal ein Jahr übrig, das zudem von einer hohen Termindichte geprägt sei. In dieser Zeit stehen für die Lehramtsanwärterinnen und -anwärter zehn Unterrichtsbesuche bei unterschiedlichen Lerngruppen auf dem Programm. Viel Zeit, ihre Schülerinnen und Schüler kennenzulernen und sich auf unterschiedliche Unterrichtsbedingungen einzustellen bleibt für die Nachwuchskräfte somit nicht. Damit ist auch die Möglichkeit, eigene Lernfortschritte zu erreichen ganz erheblich eingeschränkt.

    Doppelte Belastung für Fachleiterinnen und Fachleiter

    Die Qualität der Ausbildung ist aus PhV-Sicht aber auch noch aus anderen Gründen in Gefahr: Fachleiterinnen und Fachleiter, die für die Ausbildung der angehenden Lehrkräfte zuständig sind, erhalten für ihre Arbeit weniger Zeitausgleich, die sogenannten Anrechnungsstunden sind in den vergangenen Jahren erheblich gekürzt worden. Das führt automatisch zu einer Erhöhung der eigenen Unterrichtsverpflichtung –, bei gleichbleibender Belastung etwa durch Unterrichtsbesuche bei Referendarinnen und Referendaren, Prüfungsteilnahmen oder Beratungsgespräche.

    Eine fundierte und zeitlich angemessene Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern ist nicht nur Voraussetzung für einen qualitativ hochwertigen Unterricht, sondern hilft mit, jungen Menschen auch künftig für den Lehrerberuf zu begeistern. „Gerade mit Blick auf die Unterrichtsversorgung brauchen wir eine echte Attraktivitätsoffensive für unseren Beruf“, sagt Sabine Mistler, die Vorsitzende des PhV NRW. „Nur wer sehr gut ausgebildet und motiviert in sein Berufsleben startet, wird nachhaltig zufrieden sein. Am Ende profitieren davon vor allem unsere Schülerinnen und Schüler.“

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