Nachwuchswettbewerb „Jugend forscht” – Wir sind die jungen Forscher!

    Nachwuchswettbewerb „Jugend forscht” 

    Wir sind die jungen Forscher 

    Von Karolina Pajdak 

    Berlin – Es ist DER Wettbewerb für junge Forscherinnen und Forscher! Seit 57 Jahren entdeckt und fördert Deutschlands bekanntester Nachwuchswettbewerb „Jugend forscht” Talente aus dem MINT-Bereich. In diesem Jahr haben sich 168 Landessiegerinnen und Landessieger für das Bundesfinale qualifiziert. Zehn tolle Projekte wurden mit einem Bundessieg ausgezeichnet. 

    Hendrik Ridder, Quelle: Stiftung Jugend forscht e. V.

    So auch das Projekt von Hendrik Ridder (16) aus Bremen, der eine 2,5 Meter lange Wasserrakete gebaut hat, die bis 270 Meter hoch fliegen kann. Der Schüler vom Gymnasium Vegesack wurde mit dem Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit ausgezeichnet. Auf die Idee ist er in seiner Schul-AG Luft- und Raumfahrt” gekommen, deren Ziel es ist, nach zwei Jahren eine simple Rakete zu bauen. Mir war schon immer klar, dass ich eine mindestens drei Meter hohe Rakete haben will”, erzählt Hendrik Ridder. Dann schlug die Corona-Pandemie zu. „Mir war langweilig im Lockdown”, sagt der Schüler. Er begann die Rakete weiterzuentwickeln, brachte sich dabei fünf Programmiersprachen selbst bei, entwickelte eine eigene App. „Irgendwann ist Schluss mit Anleitungen, die man im Internet finden kann, irgendwann muss man selbst anfangen, zu tüfteln und auszuprobieren”, sagt der junge Forscher. An „Jugend forscht” dachte er damals noch nicht, erst kurz vor Anmeldeschluss ermutigte ihn sein Mathematiklehrer, sich anzumelden. Ridder: „Ich bin ganz schön ins Schwitzen gekommen. Pandemie und Ukraine-Krieg – es waren gar nicht alle Teile, die ich brauchte, so schnell zu beschaffen.” Die 3000 Euro Preisgeld sind wie gewonnen so zerronnen. Hendrik Ridder: „Eine so große Wasserrakete zu bauen, ist nicht gerade billig.” 

    In 80 Tagen um die Welt – kleine Sonden auf großer Mission” 

    Amon Schumann (17) vom Robert-Havemann-Gymnasium in Berlin Pankow räumte nicht nur 2021 beim Bundeswettbewerb ab, sondern auch beim weltgrößten MINT-Schülerwettbewerb Regeneron International Science and Engineering Fair 2022”, der im Mai in Atlanta (Georgia) stattfand, ab. Das deutsche Team holte insgesamt 14 Preise, davon gingen allein sechs an den Berliner Jungforscher für sein Projekt In 80 Tagen um die Welt – kleine Sonden auf großer Mission”. Amon Schumann gewann mit seinem Konzept zur Optimierung üblicher Verfahren der Wetterdatenmessung unter Einsatz einer selbst entwickelten solarstrombetriebenen Sonde den Craig R. Barrett Award for Innovation (10.000 US-Dollar) sowie den 1. Preis im Fachgebiet Engineering Technology: Statics & Dynamics (5.000 US-Dollar). Außerdem: den IEEE Foundation Presidents’ Scholarship Award (10.000 US-Dollar), den Sonderpreis der American Meteorological Society (1000 US-Dollar), einen Preis der China Association for Science and Technology (1200 US-Dollar) sowie eine einjährige studentische Mitgliedschaft im International Council on Systems Engineering (INCOSE).  

    Amon Schumann, Quelle: Jugend forscht / Max Lautenschlaeger

    Auf die Idee, die Wetterdatenmessung zu modernisieren, kam er bei einem Besuch im Wettermuseum Tauche (Brandenburg). „Dort habe ich erkannt, dass sich die Wetterdatenmessung in den vergangenen 100 Jahren kaum verändert hat”, erklärt er. „Weil ich mich auch sehr für Funktechnik interessiere, kam ich auf die Idee, so eine neue Lösung zu finden.” Unterstützt hat ihn dabei sein Physiklehrer. Amon Schumann: „Herr Dr. Stendal hat mich motiviert und mich durch den doch recht komplexen Anmeldeprozess begleitet. Er hat mir geholfen, dranzubleiben.” Wünschen würde sich der Berliner, der gerade sein Abitur (Leistungskurse Physik und Informatik) mit 1,0 abgelegt hat, dass sein System auch kommerziell zum Einsatz kommt und dass größere Firmen den Jungforschern konkreter unter die Arme greifen.  

    Die Gesamterfahrung zählt 

    Das Preisgeld steckt Amon Schumann zum Teil in die Geräte, die er für seine Erfindung benötigt. „Es bleibt aber noch etwas für mein Elektrotechnik-Studium übrig, das ich im Herbst beginne, und für mein großes Hobby auch – Windsurfen.” Sein Fazit: „Bei ,Jugend forscht’ geht es nicht unbedingt darum, einen Preis zu gewinnen, sondern die Gesamterfahrung zählt. Sich mit Gleichgesinnten austauschen und Neues entdecken – das hat mir vor allem Spaß gemacht.” 

    Vanessa Guthier (18), die gerade ihr Abitur an der Landesschule Pforta in Naumburg (Sachsen-Anhalt) abgelegt hat, wurde mit dem 1. Preis in der Kategorie Geo- und Raumwissenschaften ausgezeichnet. Ihr Projekt: Wenn sich junge Sterne in relativer Nähe zueinander sammeln, können durch Wechselwirkungen der Himmelskörper so schnelle Teilchen entstehen, dass diese Gammastrahlung hervorrufen. Vanessa Guthier schrieb Programme, um die Daten statistisch zu analysieren, die sie in Katalogen sowohl der Sternhaufen als auch der Gammastrahlungsquellen fand. Dabei konnte sie zeigen, dass anscheinend folgende Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Gammastrahlung entstehen kann: Die Sterne sollten jünger sein als zehn Millionen Jahre, der Sternhaufen sollte mehr als 100 Sterne umfassen und der Radius des Haufens sollte zwischen 8,5 und 15 Einheiten des astronomischen Entfernungsmaßes Parsec liegen. Die Ergebnisse könnten künftig helfen, die Entstehung der Strahlung aus dem All noch besser zu verstehen.  

    Vanessa Guthier, Quelle: Stiftung Jugend forscht e. V.

    Praktikum im Max Planck Institut 

    Die Idee dazu kam ihr, als sie in der 11. Klasse ein Praktikum am Max Planck Institut für Kernphysik in Heidelberg absolviert hatte. Das Thema wurde mir vorgestellt und ich habe gleich zugesagt, da es durch seine Eigentümlichkeit von Anfang an spannend und interessant war”, sagt sie. Unterstützt bei dem Projekt hat sie vor allem ihr Physiklehrer. Vanessa Guthier: Bei speziellen Fragen haben mir die Forscher vom Institut geholfen. Außerdem habe ich Hilfe bei einzelnen Fragestellungen von Physikstudenten, die einmal an meiner Schule waren, bekommen. Die Kontakte dazu hat mein Physiklehrer vermittelt.” Meist hat sie sich einmal pro Woche für vier Doppelstunden an die schriftliche Arbeit gesetzt, die für den Wettbewerb nötig ist – und das alles über ein dreiviertel Jahr hinweg. Gelohnt hat sich „Jugend forscht” für Vanessa Guthier nicht nur wegen des Preises, sondern auch wegen der Kontakte zu anderen jungen Forschern. Vanessa Guthier: „Persönlich hat es mir gezeigt, wie viele andere es noch gibt, die genauso viel Zeit und Mühe in ihre eigene Forschung stecken und daran Spaß haben. In der Bundesrunde bin ich auf so viel Interesse an meinem Projekt wie noch nie gestoßen und das hat mich am mich am allermeisten gefreut.” Nach ihrem erfolgreichen Abitur (Leistungskurse Physik, Mathematik, Latein) studiert sie ab Herbst Physik in Heidelberg.  

    Hinweis:

    Ab sofort läuft die 58. Wettbewerbsrunde unter dem Motto „Mach Ideen groß!“. Bewerben können sich Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten bis 21 Jahre. 

    Jüngere Schülerinnen und Schüler müssen im Anmeldejahr mindestens die 4. Klasse besuchen. Studierende dürfen sich höchstens im ersten Studienjahr befinden. Stichtag für diese Vorgaben ist der 31. Dezember 2022. Zugelassen sind sowohl Einzelpersonen als auch Zweier- oder Dreierteams. Die Anmeldung für die neue Runde ist bis 30. November 2022 möglich.  

    Alle Infos finden Sie hier!


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