DPhV-Vorsitzende: Ein großes Dankeschön an alle Lehrkräfte!

    Wenig schulische Entspannung – deshalb Ihnen,

    liebe Kollegen und Kolleginnen, umso mehr alle guten Sommer-Erholungswünsche!

    Sie haben die meiste Präsenzzeit in der Gymnasialen Oberstufe für ihre Schülerinnen und Schüler während Corona erbracht: Dies dokumentierte die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2021“ rückblickend im internationalen Vergleich. Während im OECD-Durchschnitt im Sekundarbereich II zwischen dem 1. Januar 2020 und dem 20. Mai 2021 die Schulen durchschnittlich 101 Tage „geschlossen“ blieben, war dies in Deutschland dank Ihres Einsatzes nur 83 Tage der Fall und die Präsenzzeit deutlich höher. Lesen Sie davon in den Zeitungen? Hören Sie davon von Ihren Kultusministerinnen und Kultusministern? Auf der Pressekonferenz der KMK war wieder nur zu hören, dass die sog. „Schulschließungen“ ein Fehler gewesen seien – nicht aber, dass in den gymnasialen Oberstufen die meiste Präsenzzeit erbracht wurde.

    Sie haben 2020, 2021 und 2022 ihre Schülerinnen und Schüler überaus erfolgreich durch das Abitur begleitet – und haben die zusätzlichen Belastungen durch COVID geschultert. Bewundernswert darüber hinaus, wie sich die Kolleginnen und Kollegen beim und nach dem Amokverlauf am Bremerhavener Lloyd-Gymnasium bewährten, diesen mit den Schülerinnen und Schülern bearbeiteten – und sie danach erfolgreich durch das Abitur begleiteten. Wir berichten davon in diesem PROFIL.

    Ganz offensichtlich haben die älteren Schülerinnen und Schüler am Gymnasium mit ihren Lehrkräften die bisherige Krise noch am besten bewältigen können und sehr viel geleistet – der aktuelle, letzte IQB-Bildungstrend 2021 vom Juli 2022 zeigt allerdings im Bezug auf die Leistungen der Viertklässler einen weiteren Verfall der Orthographie- und Mathematikkenntnisse auf.

    Wir sind mehr als besorgt über die Ergebnisse dieses IQB-Bildungstrends 2021, denn darin wird u.a. deutlich, dass die Kompetenzen der Grundschülerinnen und Grundschüler klar zurückgehen. Dies allerdings nicht erst jetzt, denn bereits 2016 wurden gegenüber 2011 signifikante Lernrückstände gemessen. Der jetzige Leistungsrückschritt kann also nicht nur mit den Auswirkungen der Pandemie begründet werden, sondern die aktuellen Ergebnisse bestätigen den Eindruck von Ihnen, dass das Leistungsniveau der Grundschülerinnen und -schüler beim Übergang auf die weiterführende Schulart gesunken ist.

    Laut IQB Bildungstrend 2021 fallen die im Fach Deutsch im Mittel erreichten Kompetenzen signifikant niedriger aus als 2016. Gemessen am Lernzuwachs, der innerhalb eines Schuljahres zu erwarten ist, entspricht der Kompetenzrückgang im Lesen etwa einem Drittel eines Schuljahres, im Zuhören einem halben Schuljahr und in der Orthographie einem Viertel eines Schuljahres. Auch im Fach Mathematik entspricht der Kompetenzrückgang etwa einem Viertel eines Schuljahres.

    Eine Korrektur des schulpolitischen Kurses ist aus unserer Sicht notwendig: Der Deutsche Philologenverband fordert neben der viel stärkeren Unterstützung aller Lehrkräfte in ihrer Unterrichts- und Erziehungstätigkeit von den Kultusministerinnen und Kultusministern eine leistungsorientierte Korrektur der Grundschulstandards. Es ist zu wenig, wenn sich für die neuen Bildungsstandards Deutsch (im Juli 2022 verabschiedet) für die Grundschule gerade einmal auf eine „lesbare Handschrift“ und „eine in den Kernbereichen“ korrekte Orthographie geeinigt wurde. Dies spiegelt nur den Minimalkonsens der Länder wider, aber keine ambitionierten Ziele für ein besseres Leistungsniveau der Grundschülerinnen und -schüler in den Kernfächern Deutsch und Mathematik bundesweit. Es muss aus unserer Sicht mehr auf den Lernerfolg geachtet werden, orientiert an anspruchsvolleren Standards als bisher, damit mehr Grundschülerinnen und Grundschüler mehr Fähigkeiten und Fertigkeiten für den erfolgreichen Übergang auf die weiterführenden Schulen erwerben können!

    Wir werden nie müde werden, für ein hohes Leistungsniveau im Interesse unserer Schülerinnen und Schüler einzutreten. Dass sich das lohnt, zeigen beispielhaft die jungen Menschen, die wir Ihnen in dieser Sommerausgabe von PROFIL vorstellen wollen: Sie waren erfolgreich beim Wettbewerb „Jugend forscht“. Das motiviert alle, die daran teilhaben dürfen.

    In diesem Sinne wünschen wir Ihnen immer wieder neu Motivation, Mut, Zuversicht und viel gute Sommer-Erholung!

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