„Die Anzahl der Lehrkräfte, die langzeitkrank sind, und derjenigen, die tief erschöpft sind und kurz vor einem Zusammenbruch stehen, ist im jetzt zu Ende gehenden Schuljahr noch einmal stark angestiegen“, so Heike Schimke, Vorsitzende des Thüringer Philologenverbandes. „Ob die Sommerferien ausreichen werden, um diesen Zustand zu ändern, ist ungewiss“, so Heike Schimke weiter.
Von der Belastung her sind die Lehrkräfte längst am Limit.
Bereits vor der Pandemie haben Arbeitszeitstudien die hohe Belastung der Lehrkräfte nachgewiesen. In der Pandemie hat die Arbeitsbelastung noch einmal stark zugenommen. Die Erwartungen aller Seiten an die Schulen und die Lehrkräfte waren und sind hoch.
In diesem Schuljahr kam nun alles zusammen: Neben dem normalem Unterrichtsgeschehen sollten Pandemierückstände erhoben und aufgearbeitet werden, die Prüfungen sollten trotz enormer Unterrichtsausfälle abgesichert werden, der stark gestiegene Beratungsbedarf der Schüler und Eltern musste abgedeckt werden, nebenbei sollte die Digitalisierung der Schulen weiter vorankommen und quasi nebenbei sollen nun noch ukrainische Flüchtlinge in die Schulen integriert werden.
Außerdem verzweifeln Lehrkräfte, weil sie wissen, dass auch am Ende dieses Schuljahres die Schüler (egal, welche Leistungen erbracht oder nicht erbracht wurden, außer in Abschlussklassen) ohne Versetzungsentscheidung in die nächste Klassenstufe aufrücken. Das war und ist verheerend für die weitere Motivation einiger Schülerinnen und Schüler, was sich im Unterricht als Unlust und Verweigerungshaltung zeigte. Dies wirkt neben der hohen Belastung durch die Aufgabendichte zusätzlich zermürbend auf Lehrkräfte.
„Alles in allem war dieses Schuljahr deshalb von der Belastung her für viele Lehrkräfte noch schlimmer als die beiden Schuljahre mit längeren Schulschließungen“, so Heike Schimke abschließend. „Da kommen öffentliche Bemerkungen und entstehende Diskussionen über die Arbeitszeit und den vermeintlich viel zu frühen Ruhestand der Lehrkräfte (siehe Jahresbericht des Thüringer Rechnungshofs an den Landtag) zur Unzeit.“
Warum wollen so viele Lehrkräfte trotz hoher Einbußen in der Rente oder Pension so früh wie möglich aus dem Schuldienst ausscheiden? Darüber sollten sich die Politik und die Öffentlichkeit einmal Gedanken machen.
Und die Frau Rechnungshofpräsidentin ist gern eingeladen, sich einmal vor Ort an den Schulen ein Bild von der Belastung und der Stimmungslage der Lehrkräfte zu machen.