Bei den Vorstandswahlen auf der Hauptversammlung des Bayerischen Philologenverbands (bpv) wurde der bisherige Vorsitzende Michael Schwägerl mit 96,5% in seinem Amt bestätigt. Aufgaben gibt es für ihn und den ebenfalls gewählten Hauptvorstand genug. Der Lehrermangel ist das Schreckgespenst der Stunde. Er schwebt über allem. Denn er liegt den meisten Belastungen an den Schulen zugrunde oder verschärft den Ausnahmezustand.
Das Aufwachsen des neunjährigen Gymnasiums, das Aufholen Corona-bedingter Lücken, der gestiegene Bedarf an Beratungslehrkräften und Schulpsychologen nach der Pandemie sowie der zusätzliche Bedarf für die Beschulung von ukrainischen Geflüchteten sind nur einige Ursachen. Deswegen ist der Lehrermangel mittlerweile auch an den Gymnasien und Beruflichen Oberschulen zunehmend spürbar. Die Studienreferendarszahlen sind schon um die Hälfte eingebrochen und es gibt auch immer weniger Studierende im gymnasialen Lehramt. Der Nachwuchs bleibt also aus. Der wiedergewählte bpv-Vorsitzende beschreibt die Gemengelage: „Corona scheint an den Schulen nach dem Ende der verpflichtenden Tests und der Maskenpflicht in den Hintergrund getreten zu sein. Doch das ist ein Trugschluss – hohe Krankenstände von 7 bis 10 Prozent sind zur Regel geworden. Wir gewöhnen uns gerade an einen Ausnahmezustand. Das darf aber nicht sein! Die bis zu 300 Planstellen, die zur Beschulung der ukrainischen Flüchtlinge an den Gymnasien geschaffen werden sollen, sind erfreulich, doch so muss es kontinuierlich für den Aufwuchs des neuen neunjährigen Gymnasiums weitergehen. Die Gymnasien und Beruflichen Oberschulen brauchen den Lehrkräfte-Nachwuchs sowie entlastende Unterstützungskräfte. So kann das Kerngeschäft des Unterrichtens bei den Kolleginnen und Kollegen wieder stärker in den Fokus rücken und weiterhin eine hohe Bildungsqualität in Bayern gewährleistet werden.“
Daneben diskutieren die rund 200 anwesenden Lehrkräfte aus ganz Bayern auf der Hauptversammlung noch weitere Themen. So geht es zum Beispiel um die Weiterentwicklung des gymnasialen Lehramtsstudiums. Fachwissenschaften im Studium müssen an erster Stelle stehen, denn hohe fachliche Kompetenz zeichnet die Gymnasiallehrkraft aus. Außerdem fordern die Delegierten einen stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit an den Schulen und stimmen die Leitlinien des Verbands zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ab. Noch bis morgen tagen die Lehrkräfte unter dem Motto „Bildung in Bedrängnis“ in München.