- NRW-Philologen ziehen zum Ferienstart eine durchmischte Bilanz
- Belastung von Lehrerinnen und Lehrern in NRW hoch wie nie
- Schulen benötigen dringend mehr personelle Unterstützung
Düsseldorf, 24. Juni 2022. Geschafft! Das werden sich heute nicht nur die mehr als 2,4 Millionen Schülerinnen und Schüler denken, die sich in NRW in die großen Ferien verabschieden. Auch die Lehrkräfte dürften erleichtert sein, dass ein sehr anstrengendes Schuljahr zu Ende gegangen ist. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine ähnlich bedrückende Situation in den Lehrerzimmern empfunden zu haben“, sagt Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbandes NRW (PhV NRW). „Viele unserer Kolleginnen und Kollegen sind mit ihrer Kraft am Ende. Die Belastung ist so hoch wie nie zuvor.“
Bestätigt wird dieser Befund durch die Ergebnisse des jüngsten Schulbarometers der Robert Bosch Stiftung. Demnach stehen fast alle Lehrerinnen und Lehrer im dritten Pandemie-Jahr am Rand der Erschöpfung. Fast neun von zehn Lehrkräften geben an, stark oder sogar sehr stark beruflich strapaziert zu sein. Neben dem regulären Unterrichtsstoff ging es vielerorts vor allem darum, pandemiebedingte Rückstände aufzuholen. Nicht zuletzt die fortlaufende Erweiterung der digitalen Aufgaben hat ihr Übriges getan. Bis weit ins Frühjahr hinein gehörten zusätzliche Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Infektionsschutz, die regelmäßigen Testungen und andere Kontrollmaßnahmen zum zusätzlichen zeitfressenden Tagesgeschäft. In den letzten beiden Monaten kamen parallel die Abschluss- und Abiturprüfungen hinzu.
„Das alles zeigt uns sehr deutlich, dass es im nächsten Schuljahr kein ,Weiter so!‘ geben darf“, sagt Mistler. „Wir werden ein scharfes Auge darauf haben, dass die im Koalitionsvertrag getätigten Absichtserklärungen keine leeren Worthülsen bleiben. Wir brauchen endlich die notwendige Entlastung für unsere Lehrerinnen und Lehrer.“
Mit Blick auf einen möglichen Coronaherbst fordert die PhV-NRW-Vorsitzende, dass Schulen nicht allein gelassen werden. In den vergangenen Monaten sind viele zusätzliche Aufgaben im Zusammenhang mit dem perspektivisch angelegten Großprojekt Digitalisierung, aber auch für den Infektionsschutz an die Schulen delegiert worden –, die sie ohne Unterstützung gar nicht allein stemmen können. „Damit Lehrerinnen und Lehrer sich auf ihre pädagogischen Kernaufgaben konzentrieren können, benötigen wir neben mehr qualifiziertem pädagogischen und nichtpädagogischen Personal für den Start in das neue Schuljahr dringend verbindliche, klare und frühzeitige Vorgaben für einen verlässlichen Präsenzunterricht“, fordert Sabine Mistler.