bpv: Willkommensgruppen: Sinnvolles Angebot – Unterstützung notwendig

    Die Umsetzung der vom Kultusministerium geplanten Willkommensgruppen stellt eine große Herausforderung dar. Der Bayerische Philologenverband (bpv), der Lehr­kräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen vertritt, fordert unbürokratische Flexibilität und mehr Unterstützung für die Schulen von offizieller Seite.

    Angesichts täglich steigender Flüchtlingszahlen aus der Ukraine hat das Kultusministerium die Einrichtung von Pädagogischen Willkommensgruppen an allen Schularten angekündigt. Nun gilt es an den Schulen ganz banale organisatorische Fragen zu klären: Welche Räume stehen überhaupt für die Gruppen zur Verfügung? Wie können die Erziehungsberechtigten trotz der Sprachbarriere informiert werden? Wie schnell können pädagogi­sche Fachkräfte angeworben und mit Arbeitsverträgen an die Schulen gebunden werden? Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbandes Michael Schwägerl fasst die aktuelle Situation zusammen: „Das Leid der Menschen in der Ukraine und der Flüchtenden steht uns täglich vor Augen. Die Bereitschaft zu helfen ist groß, auch wenn viele Schulen bereits jetzt aus allen Nähten platzen oder mit krankheitsbedingten Ausfällen kämpfen. Was wir jetzt brauchen ist der Verzicht auf bürokrati­sche Hürden, Flexibilität in den Entscheidungen vor Ort und großzügige Unterstützung.“

    Vorlagen aus dem Kultusministerium auf Ukrainisch und Englisch könnten die Schulen bei standardmäßigen Informationen und Formularen für Erziehungsberechtigte entlasten, ebenso zur Verfügung gestellte Lehrwerke und Materialien für Deutsch als Fremdsprache. Unumgäng­lich ist die Zusammenarbeit mit geflüchteten ukrainischen Lehrkräften vor Ort. Und das Landesamt für Schule, das für die Arbeitsverträge zuständig ist, muss kurzfristig personell aufgestockt werden, um die Verwaltungsarbeit in der Kürze der Zeit bewältigen zu können.

    Qualifizierte Fachkräfte gesucht

    Aus Sicht des bpv ist die Gewinnung von qualifizierten Fachkräften für die Gestaltung und Betreuung der Willkommensgruppen die größte Herausforderung. Viele Verträge werden für helfendes Personal nötig sein. „Es sollten alle Ressourcen mobilisiert werden, die zur Verfü­gung stehen: von Lehramtsstudierenden über Lehrkräfte in Elternzeit, die wohnortnah zum Einsatz kommen können, bis hin zu pensionierten Lehrkräften. Der Bayerische Philologenver­band wird sich in diesem Zusammenhang auch an seine pensionierten Verbandsmitglieder wenden, bei der Bewältigung dieser großen Aufgabe nach Möglichkeit mitzuhelfen. Für den erleichterten Einsatz von erst kürzlich pensionierten Lehrkräften fordern wir deshalb auch eine Vereinfachung des Verfahrens der polizeilichen Führungszeugnisse,“ macht der Verbands­vorsitzende deutlich.

    Flexibilität für Flüchtlingskinder und Schulen gleichermaßen angezeigt

    Abschließend betont Michael Schwägerl: „Die Kinder und Jugendlichen, die nach einer mög­licherweise traumatischen Flucht aus ihrem Heimatland bei uns ankommen, sollen mit offenen Armen an den Schulen empfangen werden. Die Schullaufbahn der Lernenden in der Ukraine spielt in dieser ersten Phase keine Rolle. Während bei vielen das Ankommen im Vordergrund stehen wird, wollen andere möglichst schnell in die schulischen Unterrichtsangebote einstei­gen. Das Konzept der Willkommensgruppen ist deshalb in seiner Flexibilität richtig gedacht. Jetzt müssen dazu die Schulen vor Ort unbürokratisch und flexibel ausgestattet und unterstützt werden, um die Neuankömmlinge gut aufnehmen zu können.“

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