PhV BW zum Schulleitungsentlastungsprogramm und zur Streichung des konventionellen A14-Beförderungsverfahrens im Mai 2022

    • Massive Kritik an viel zu geringer Entlastung für Schulleitungen und an Streichung des konventionellen A14-Beförderungsverfahrens im Mai 2022
    • Philologenverband fordert vom Kultusministerium endlich echte Unterstützung für Schulleitungen und Lehrkräfte:
         – Schulleitungsentlastungsprogramm muss ausgeweitet und das komplette Entlastungskontingent für die Schulen zurückgegeben werden
         – Stellenhebungen von A13 nach A14, um Aufstiegsmöglichkeiten für gymnasiale Lehrkräfte zu schaffen
    • PhV-Vorsitzender Ralf Scholl: „Das Sparen auf dem Rücken der Lehrkräfte muss ein Ende haben!“

    „An den Schulen im Land gärt es derzeit wegen der enormen zusätzlichen Belastungen für Schulleitungen und Lehrkräfte sowie der mangelnden Unterstützung durch das Kultusministerium. Für zusätzliches Unverständnis, Enttäuschung und Verärgerung sorgen jetzt zwei aktuelle Bekanntmachungen des Ministeriums: Die groß angekündigte und nun viel zu gering ausgefallene Entlastung für Schulleitungen sowie die Nachricht, dass das konventionelle A14-Beförderungsverfahren im Mai 2022 mangels Stellen entfallen wird“, so der Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW), Ralf Scholl. „Das Ministerium stößt damit Schulleitungen und Lehrkräfte innerhalb einer Woche zum zweiten Mal vor den Kopf.“

    Ralf Scholl kritisiert die Landesregierung massiv: „Der Dienstherr spart weiterhin auf dem Rücken der Lehrerinnen und Lehrer, die coronabedingt unter schwierigsten Rahmenbedingungen tagtäglich ihr Bestes geben und die vielfach ihre Belastungsgrenze erreicht oder überschritten haben. Damit muss endlich Schluss sein! Das Land muss die Schulleitungen und Lehrkräfte wirksam und tatkräftig unterstützen und entlasten statt ihnen ständig weitere Zusatzaufgaben aufzuladen, sie zu demotivieren und zu frustrieren.“

    Die vom Kultusministerium groß angekündigte Entlastung der Schulleitungen entpuppt sich bei genauem Hinsehen lediglich als Tropfen auf dem heißen Stein: „Sie bedeutet für ein fünfköpfiges Schulleitungsteam an einem Gymnasium (Schulleiter, stv. Schulleiter und drei Abteilungsleiter) eine Entlastung um jeweils weniger als eine halbe Unterrichtsstunde pro Woche“, erklärt Ralf Scholl. „Und das zu einem Zeitpunkt, an dem coronabedingt jedes Schulleitungsmitglied wöchentlich unentgeltlich rund fünf bis zehn Stunden Mehrarbeit leistet. Diese Erhöhung der Schulleitungs-Freistellungen um lächerliche 4 % wird von vielen Betroffenen als Verhöhnung empfunden.“ Vor der Corona-Pandemie war noch eine Erhöhung von 16 % beabsichtigt, weil schon damals die Schulleitungen überlastet waren.
    „Die Umsetzung der häufig sehr kurzfristig kommunizierten Corona-Regelungen ist für die Schulleitungsteams mit erheblichem Mehraufwand verbunden. Viele Schulleiterinnen und Schulleiter kommen aus der Schule kaum noch heraus. – Feierabend, Wochenenden und Ferien sind für sie mittlerweile Fremdworte. Es ist ein schlechter Witz, dass in dieser Situation die Schulleitungen nicht mehr, sondern deutlich weniger entlastet werden als ursprünglich vorgesehen. So frustriert und überfordert man mutwillig diese wichtigen Führungskräfte, deren Belastung seit Jahren stetig wächst“, konstatiert der PhV-Landesvorsitzende. „Auch angesichts der Tatsache, dass es zunehmend schwieriger wird, freie Schulleiterstellen zu besetzen, ist das Vorgehen der Landesregierung völlig unverständlich und kontraproduktiv.“

    Der Philologenverband fordert daher, das Schulleitungsentlastungsprogramm auf die ursprünglich geplante Größe auszuweiten und die kompletten, 2014/2015 zusammengestrichenen Entlastungskontingents für die Schulen zurückzugeben.
    Besonders betroffen waren damals große Schulen wie Gymnasien und Berufliche Schulzentren. Seitdem liegen viele Aufgaben brach oder werden von Lehrkräften „freiwillig zusätzlich“ geleistet: Dies betrifft z.B. die Betreuung der naturwissenschaftlichen Sammlungen, die Leitung der Fachschaften sowie die Betreuung der Computer und Netzwerke. Für letztere gibt es an Gymnasien maximal zwei Stunden Unterrichtsermäßigung pro Woche, obwohl seit einem Jahr Notebooks und Tablets in dreistelliger Anzahl an zahlreiche Schulen ausgeliefert wurden. „Kein Wunder, dass die notwendige Digitalisierung der Schulen viel zu langsam und holprig vorankommt und ausgelieferte Geräte teilweise monatelang in Schränken herumliegen“, so Ralf Scholl.

    Als zweite Hiobsbotschaft erreichte die Gymnasien und Gemeinschaftsschulen gestern die Mitteilung, dass das konventionelle A14-Beförderungsverfahren im Mai „dieses Jahr mangels Stellen entfallen“ werde – die Kolleginnen und Kollegen, die sich diese Beförderung verdient hätten und „an der Reihe gewesen“ wären, gehen allesamt leer aus. Gleichzeitig wurden die Schulleitungen aufgefordert, die rein theoretisch für dieses Beförderungsverfahren in Frage kommenden Lehrkräfte zu beurteilen.
    „Durch die fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten werden Lehrkräfte zielsicher demotiviert, und den Schulleitungen werden mit den dienstlichen Beurteilungen im Hinblick auf überhaupt nicht vorhandene Beförderungsstellen unnötige Aufgaben aufgebürdet“, moniert der PhV-Landesvorsitzende.

    Der Verband der gymnasialen Lehrkräfte fordert daher, die Hälfte der seit 2009 zusätzlich geschaffenen rund 3.800 Studienrats-Stellen (A13) innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahre auf Oberstudienrats-Stellen (A14) anzuheben.
    „Nur mit diesen Stellenhebungen lässt sich der Beförderungsstau abbauen. Der Rückgang der Referendarszahlen von 1.700 vor drei Jahren auf aktuell 1.200 sollte ein deutliches Warnsignal dafür sein, wie unattraktiv der Beruf einer gymnasialen Lehrkraft mittlerweile geworden ist“, so Ralf Scholl abschließend.

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