PhV BW zum Schulbetrieb nach den Weihnachtsferien

    • Philologenverband begrüßt Bereitstellung von FFP2-Masken für schulisches Personal und Ausweitung der Tests im Schulbetrieb nach den Weihnachtsferien
    • Forderung nach Stufenplan für den Schulbetrieb bzw. Kriterien für den Wechsel in den Hybrid- oder Fernunterricht
    • PhV-Vorsitzender Ralf Scholl „Schulleitungen und Lehrkräfte benötigen dringend Entlastung“

    Mit gemischten Gefühlen betrachtet der Vorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW), Ralf Scholl, den Schulstart nach den Weihnachtsferien. „Es ist grundsätzlich positiv, dass die Corona-Situation derzeit Präsenzunterricht an den Schulen erlaubt. Angesichts der schnell wachsenden Infektionszahlen durch die Ausbreitung der Omikron-Variante und des weiterhin alles andere als optimalen Gesundheitsschutzes im Unterricht besteht aber weiterhin die Gefahr von Schulschließungen.“ Für den PhV BW ist klar: Präsenzunterricht an den Schulen ist die beste Unterrichtsform und pädagogisch unverzichtbar, muss aber in einer Pandemiesituation immer auch verantwortbar sein.

    Kritisch bewertet der Verband der gymnasialen Lehrkräfte das Agieren des Kultusministeriums. So wurde in einem Schreiben des Ministerialdirektors vom 05.01.2022 den Schulleitungen die Entscheidung übertragen, für einzelne Klassen bzw. Lerngruppen oder auch für die gesamte Schule in den Fernunterricht oder den Hybridunterricht überzugehen. „Es ist zwar gut und sinnvoll, dass es die Möglichkeit für lokale Entscheidungen gibt. Gleichzeitig fehlen aber bislang jegliche Kriterien, wann in den Fernunterricht oder den Hybridunterricht gewechselt werden kann bzw. muss“, moniert Ralf Scholl. Das Kultusministerium mache sich selbst einen schlanken Fuß und schiebe so die Verantwortung komplett auf die Schulleitungen ab. „Das Kultusministerium sollte den Schulleitungen dringend einen verlässlichen Orientierungsrahmen zum Schulbetrieb (z.B. im Rahmen eines Stufenkonzepts) an die Hand geben, in dem auch die verfügbaren Ressourcen eine Rolle spielen“, fordert der PhV-Landesvorsitzende. Mit der aktuellen Regelung werden die Schulleitungen unter Druck gesetzt: Sie müssen jetzt die Verantwortung schultern, die das Kultusministerium nicht übernehmen möchte.

    Keinerlei Aussagen enthalte das Schreiben vom 05.01.2022 zudem dazu, wie die zusätzlichen Aufgaben der Schulleitungen und Lehrkräfte in der gegenwärtigen Situation ausgeglichen bzw. kompensiert werden sollen. „Warme Worte für das außerordentliche Engagement der Kolleginnen und Kollegen allein reichen nicht mehr aus! Stattdessen benötigen die Lehrkräfte und Schulleitungen dringend Entlastung“, erklärt Ralf Scholl. „Viele Lehrerinnen und Lehrer und insbesondere die Schulleiterinnen und Schulleiter mit ihren Schulleitungsteams stehen an der Grenze zur Überlastung oder haben diese schon längst überschritten. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“

    Begrüßt wird vom Philologenverband die Bereitstellung von zusätzlichen 2,6 Mio. FFP2-Masken für das schulische Personal aus dem Bestand des Landes für den Schulbetrieb nach den Weihnachtsferien. Ralf Scholl geht davon aus, dass diese nachweislich von guter Qualität sind und eine entsprechend hohe Filterwirkung aufweisen. „Die Lehrkräfte müssen sich darauf verlassen können, vom Dienstherrn den bestmöglichen Schutz zu bekommen“, so der PhV-Landesvorsitzende.

    Auch die Ausweitung des Testangebots und der Testpflicht werden vom Verband der gymnasialen Lehrkräfte als positiv bewertet. Er spricht sich jedoch dafür aus, die täglichen Tests nicht nur in der ersten Woche, sondern mindestens auch in der zweiten Woche nach den Weihnachtsferien durchzuführen.
    Vor dem Hintergrund möglicher Impfdurchbrüche hält der PhV-Landesvorsitzende es für notwendig, dass sich auch Geboosterte testen lassen können. „Wer ist besser geschützt – ein vor zwei Wochen frisch Zweitgeimpfter oder ein vor drei Monaten Geboosterter?“ fragt Ralf Scholl.
    Zudem fordert er, dass nur qualitativ hochwertige Covid-Schnelltests an den Schulen zum Einsatz kommen, die auch auf die neue Variante ansprechen. „Die Tests müssen eine möglichst hohe Sensitivität aufweisen und Infektionen auch wirklich zuverlässig nachweisen – sonst wiegen sie Schüler und Lehrer möglicherweise in einer trügerischen Sicherheit. Die Ergebnisse des Paul-Ehrlich-Instituts zur Qualität der Schnelltests (siehe https://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/DE/newsroom/dossiers/evaluierung-sensitivitaet-sars-cov-2-antigentests.pdf?__blob=publicationFile&v=69), sind schlicht erschreckend. Entgegen den vollmundigen Herstellerversprechungen haben nur 16 von 201 in Deutschland zugelassenen und erstattungsfähigen Tests eine Gesamt-Ansprech-Wahrscheinlichkeit von über 90 %. Nur diese Tests zeigen schon bei geringeren Viruslasten wenigstens teilweise positiv an. Das ist schlicht inakzeptabel. Für den Einsatz an den Schulen muss zur Kompensation des mangelnden Abstands mit den bestmöglichen Tests gearbeitet werden, sonst durchseuchen wir ungewollt die Kinder!“

    Nachbesserungsbedarf im Schulbetrieb nach den Weihnachtsferien sieht der Philologenverband auch bei den Regelungen zum Sport- und Musikunterricht. „Omikron zeichnet sich durch eine stark gesteigerte Übertragbarkeit aus. Daher ist es dringend erforderlich, die Schutzmaßnahmen zu verstärken“, appelliert Ralf Scholl.

    Nach oben