„Wir wünschen uns ganz normalen Unterricht…“

    Liebe Kollegen und Kolleginnen,  

    geht es Ihnen auch so? Egal, mit wem ich derzeit spreche, mit Seufzen und Hoffen bricht sich die Sehnsucht Bahn nach dem „ganz normalen Unterricht“ – und das kurz vor den Sommerferien. Die Sehnsucht nach Präsenzunterricht, in dem man sich leibhaftig erlebt, miteinander spricht, lacht und gemeinsam mit den Lehrkräften vielen interessanten Inhalten nachgeht und sie gemeinsam erarbeitet. Der Präsenzunterricht ist ganzheitlich und geht über die wichtige kognitive Wissensvermittlung im Distanzunterricht hinaus: Schülerinnen und Schüler können sich in bekannten und kontinuierlichen Unterrichtsabläufen entwickeln und sich daran – auch mit Freud und Leid für alle Beteiligten – reiben; sie werden im Unterricht „gesehen“. Sie sind wichtig. So wie Lehrkräfte in ihrer leibhaftigen Anwesenheit in der Schule immens wichtig sind und hoffentlich eine neue Wertschätzung erfahren, wenn sie sich tagtäglich neu den umfassenden Erziehungs- und Bildungsaufgaben für ihre Schülerinnen und Schüler stellen.  

    Währenddessen und angeblich vorausschauend überbieten sich Bund und Land mit sog. „Nachhol“- oder „Aufhol“-Initiativen. Das Anliegen ist verständlich und berechtigt. Wir wissen allerdings, dass bisher nicht einmal die Sicherung der „Basics“ für guten Unterricht in der Schule von den Kultusministern zufriedenstellend geleistet wurde. Deshalb hören wir als Philologenverband nicht auf, darauf hinzuweisen,  dass die Kultusminister der Länder schlicht und ergreifend mindestens die “Basics” für den ganz normalen Unterricht im nächsten Schuljahr sichern müssen, zusätzlich zu den Milliarden, die für viele Zusatzprogramme in Beschäftigte aus anderen Bereichen als dem schulischen fließen werden. 

    Nach wie vor fordern wir, dass die Kultusminister jetzt und für die Zukunft für die Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte höhere Planungskapazitäten in Studium und Referendariat veranschlagen und mehr Geld für mehr Stellen für die Einstellung von qualifiziertem Lehrpersonal von ihren Finanzministern erkämpfen müssen, so dass zukünftig wenigstens keine reguläre Unterrichtsstunde mehr ausfällt! 

    Genauso gilt, dass für einen zukünftig auch immer mehr digital unterstützten Präsenzunterricht endlich der standardisierte Datenschutz für alle Schulen gesichert werden muss, damit dies nicht mehr unsachgemäß der einzelnen Schule und ihren Lehrkräften überlassen werden wird. 

    Schüler und Lehrer wünschen sich den ganz normalen Unterricht. Wir als Deutscher Philologenverband wünschen uns Minister und Landesregierungen, die die ganz normalen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen dafür tatsächlich dauerhaft schaffen und sichern. Gut, wenn mit den „Aufholprogrammen” mehr Geld für die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen fließt. Besser, wenn strukturell mehr Geld in eine reguläre 130-prozentige Unterrichtsversorgung und in einen regulären Unterricht mit kleineren Lerngruppen fließt. Der DPhV und seine PhV-Landesverbände setzen sich weiter dafür ein – und wir lassen uns auch durch gerade aktuell-zusätzliche Aufholangebote nicht von diesen unterrichtlichen Grundbedarfen ablenken! 

     

    Mit herzlichem Gruß

    Ihre

    SLK

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