BPV: Impfpriorisierung an Grundschulen und Kitas – Fragen bleiben

    Nach der Entscheidung, Lehrkräfte an Grundschulen und Förderzentren sowie Erzieherinnen und Erzieher priorisiert zu impfen, sind beim Bayerischen Philologenverband (bpv) noch Fragen offen.

    Der Vorsitzende des bpv, Michael Schwägerl, meint: „Eine Verbesserung des Gesundheits­schutzes an den Schulen ist zwingende Voraussetzung für flächendeckende Schulöffnungen. Die höhere Impfpriorisierung ist zu begrüßen und zeigt die Wichtigkeit von Schule und Bildung.“ Seit Längerem fordert der bpv eine höhere Impfpriorisierung für alle Lehrkräfte, ein flächen­deckendes Testkonzept an Schulen, mehr medizinische und FFP2-Masken sowie mehr Raum­luftreiniger (siehe https://www.bpv.de/presse-aktuelles/pressearchiv/presse-2021/gymnasiallehrer.html).

    Viele offene Fragen

    Wenn nun bayernweit 200.000 Beschäftigte in Grundschulen, Förderzentren und Kinder­betreuungseinrichtungen priorisiert geimpft werden sollen, bleiben aber beim Vertreter der 35.000 bayerischen Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen zentrale Fragen offen. Schwägerl ergänzt: „Bisher ging es bei der Impfpriorisierung um eine Reduzierung des Risikos schwer zu erkranken. Mit der Entscheidung, Personal an Grund­schulen und Kitas pauschal priorisiert zu impfen, wird nun aber das Infektionsrisiko als Maßstab genommen. Daher stellen sich uns verschiedene Fragen:

    Haben nicht Über-15-Jährige eine höhere Infektiosität? Also Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen, in der Oberstufe und an Beruflichen Schulen? Gibt es an weiterführenden Schulen nicht ein Vielfaches an Kontakten, weil eine Lehrkraft ein Vielfaches an Schülern unterrichtet und das Kollegium um ein Vielfaches größer ist als an Grundschulen und Kitas? Ist damit das Infektionsrisiko in größeren Schulen nicht auch höher? Wie ist es mit den Klassen- und Raumgrößen? Was ist an Schulzentren mit verschiedenen Schularten unter einem Dach? Werden dort die Grundschullehrer geimpft und die anderen Lehrkräfte nicht? Was ist mit Lehrkräften, zum Beispiel im Fach Religion, die an mehreren Schularten unterrichten? Warum wird der Schnitt gerade bei der 4. Klasse gemacht?“

    Verunsicherung bei Lehrern, Hausmeistern und Verwaltungsangestellten

    Was neben den vielen positiven Effekten der Entscheidung des priorisierten Impfens bleibt, sind vor allem Fragen bei den Personen, die bereits seit Wochen in Schulen tätig sein müssen: Lehrkräfte in Abiturklassen, Hausmeister, Reinigungskräfte, Verwaltungspersonal.

    „Die Verunsicherung bei Lehrkräften und anderen Beschäftigten an den Schulen ist groß. Deswegen muss beim Impfen noch nachgelegt werden. Außerdem müssen weiterhin die Test­strategien ausgebaut werden und mehr Raumluftreiniger in die Klassenzimmer. Die Aussicht auf eine frühere Impfung in den kommenden Monaten allein kann nicht die Unsicherheit beim täglichen Unterricht im Klassenzimmer nehmen“, so Schwägerl.

    Dagmar Bär, die berufspolitische Referentin des bpv, schließt ab: „Die Logik der Impfpriorisie­rung ist für viele nicht nachvollziehbar. Alle Lehrkräfte haben im Präsenzbetrieb vielfältige Kontakte und ein hohes Infektionsrisiko. Das Virus ist in allen Klassenzimmern potentiell präsent. Eine Öffnung der Schulen mit der Gefahr, dass Lehrkräfte und Schüler erkranken oder bald wieder in Quarantäne müssen, ergibt wenig Sinn.“

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