PhV NW zu Schulöffnungen und Stufenplan: Zu viele Fragen offen

    • Bundeseinheitlicher Stufenplan fehlt nach wie vor

    • Regelungen für Abschlussklassen widersprechen Corona-Regeln

    • Schulen stehen vor großen Herausforderungen

    Der Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen (PhV NW) kritisiert, dass es im Rahmen der Bund-Länder-Beratungen wiederum nicht gelungen ist, einen bundeseinheitlichen Stufenplan für den Wiedereinstieg in den Präsenzbetrieb in den Schulen in Abhängigkeit von der regionalen Infektionslage vorzulegen. Die Priorisierung der Grund- und Förderschulen sowie der Abschlussklassen hält der Verband für nachvollziehbar. Die mit der Schulmail vom 11. Februar 2021 getroffenen Konkretisierungen für Nordrhein-Westfalen bezogen auf den Stufenplan betrachtet der PhV NW allerdings zwiespältig.

    „Es ist begrüßenswert, dass das Schulministerium die Schulen frühzeitig über die Planungen für die Zeit nach dem 22. Februar 2021 in Kenntnis setzt. Manches scheint aber mit der heißen Nadel gestrickt zu sein. Den Schulen Handlungsspielräume bei der Ausgestaltung der Rückkehr zum Präsenzbetrieb zu lassen, ist grundsätzlich richtig, aber diese Schulmail lässt dann doch zu viele Fragen offen“, erklärt Sabine Mistler, Landesvorsitzende des PhV NW. Auf großes Unverständnis stößt die mit der Schulmail getroffene Regelung, dass für die Abschlussklassen der Präsenzunterricht auch in voller Klassenstärke möglich sein soll. „Wenn die Politik die Verlängerung des Lockdowns mit der unkalkulierbaren Gefahr durch Virus-Mutanten begründet, kann doch nicht ernsthaft in Erwägung gezogen werden, 25 Personen in einen kleinen Klassenraum zu zwängen“, sagt Sabine Mistler. Hier bedarf es dringend der Klarstellung, dass die Abstandsregeln zum jetzigen Zeitpunkt auch in der Schule verbindlich einzuhalten sind.

    Fragwürdig ist aus Sicht des PhV NW auch die Überlegung, dass für Schülerinnen und Schüler eines Grundkurses jeweils unterschiedliche Präsenz- und Distanzphasen vorgesehen werden können, abhängig davon, ob dieser Kurs für die Schülerinnen und Schüler ein Abiturfach ist oder nicht. Dies lasse sich schulorganisatorisch kaum umsetzen. Überhaupt fehlen aus Sicht des PhV NW klare Festlegungen zu einem verbindlichen Mindestanteil an Präsenzunterricht, so wie das für die Grundschulen der Fall sei. Dies ist nicht zuletzt aus Gründen der Chancengleichheit für die Schülerinnen und Schüler unabdingbar. Die Schulen benötigen darüber hinaus präzise Hinweise zu den Klausuren in der gymnasialen Oberstufe. Wenig hilfreich sind schließlich die Hinweise zum Sportunterricht. „Dass dieser möglichst im Freien stattfinden soll, regt bei den gegenwärtigen Witterungsbedingungen vielleicht zum Schmunzeln an. Ärgerlich, ja unverantwortlich ist hingegen die Aussage, dass bei Phasen intensiver, körperlicher Ausdaueranstrengung auf das Tragen der Mund-Nasen-Bedeckung verzichtet werden soll“, so die Landesvorsitzende, die selber Sportlehrerin ist.

    Die Gleichzeitigkeit von Präsenzunterricht für die Abschlussklassen, Betreuungsangeboten für die Jahrgangsstufen 5 und 6 sowie Distanzunterricht für alle übrigen Jahrgangsstufen bedeutet für die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen eine große Herausforderung. „Ohne zusätzliche personelle Ressourcen wird das nicht zu stemmen sein“, so Sabine Mistler. „Wir erwarten, dass die Schulträger nun ihre Hausaufgaben schnellstens erledigen und die vorgesehenen Maßnahmen zum Infektionsschutz bis zum 22. Februar 2021 umgesetzt sind. Wir begrüßen die vorgesehenen Möglichkeiten für Testungen, wenngleich hier noch ein schlüssiges Konzept fehlt. Nachdem die Politik sich klar zum besonderen Stellenwert der Schulen in unserer Gesellschaft bekannt hat, sollte sie nun auch dafür Sorge tragen, dass allen Lehrkräften schnellstmöglich ein Impfangebot gemacht werden kann, so dass regelhafter Präsenzunterricht wieder im größeren Umfang ermöglicht wird“, fordert Sabine Mistler abschließend.

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