SPhV: Infektions- und Arbeitsschutz „wunder Punkt“ bei Rückkehr der Abschlussklassen in den Präsenzunterricht – pädagogische Gesamtbilanz fraglich

    Nach den eindeutigen Äußerungen der Ministerpräsidenten am Vortag haben die Lehrkräfte den Plan der saarländischen Bildungsministerin nach Rückkehr der Abschlussklassen in den Präsenzunterricht mit einiger Überraschung zur Kenntnis genommen.

    Aus Sicht des Philologenverbands (SPhV) ist der Wunsch nach Rückkehr des Abiturjahrgangs in den Präsenzunterricht durchaus verständlich. Allerdings wirft die Entscheidung der Bildungsministerin letztlich mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

    Die entscheidende Frage liegt aus Sicht des SPhV darin, wie der Arbeits- und Infektionsschutz im Unterricht sichergestellt werden soll. Vor den Weihnachtsferien waren die Unzulänglichkeit der geltenden Hygienemaßnahmen, speziell die Probleme mit der Abstandsregel, der Grund für das Aussetzen des Präsenzunterrichts. An den Hygienemaßnahmen wurde jedoch in der Zwischenzeit nichts geändert. „Wenn jetzt in Kursen der Klassenstufe 12 teilweise mehr als 20 quasi erwachsene Personen in einem Raum sitzen, ist der Infektions- und Arbeitsschutz ein wunder Punkt“, so Marcus Hahn, der Vorsitzende des Saarländischen Philologenverbands. Die Verantwortung dafür trägt in jedem Fall der Dienstherr, der diese Verantwortung nicht den einzelnen Schulen aufbürden darf.

    Auch hinsichtlich des tatsächlich erzielten Zugewinns an Bildung für die Schüler sieht der SPhV offene Fragen. Wenn Schulen dazu übergehen, die Kurse im Präsenzunterricht zu teilen, um die Abstandsregeln einhalten zu können, bedeutet das in der Praxis gleichzeitiger Unterricht in mehreren Klassensälen. Ein solcher Unterricht wird den „normalen“ Erwartungen sicher nicht gerecht. Hinzu kommt, dass die Lehrkräfte am gleichen Tag sowohl Präsenz- als auch online-Unterricht für die anderen Klassenstufen erteilen sollen, was überall dort, wo nicht ausreichend viele Arbeitsräume an Schulen oder keine ausreichende EDV-Anbindung existiert, schlichtweg nicht funktionieren wird. „Vermutlich wird dem Zugewinn bei den Abiturklassen ein erhebliches Weniger an Bildung für alle anderen Klassenstufen gegenüberstehen. Damit werden die negativen Folgen der Pandemie für viele Schüler verschärft“, so Marcus Hahn zum Infektions- und Arbeitsschutz weiter.

    Neben dem Arbeits- und Infektionsschutz steht weiterhin auch die Frage nach dem Belastungsausgleich für die Lehrkräfte ungelöst im Raum. Nicht nur Eltern und Schüler leisten in diesen Tage Enormes, sondern auch viele Lehrkräfte sind durch die Doppelbelastung weit über jede Grenze hinaus unter Druck. „Es ist besonders enttäuschend, dass fast ein Jahr nach Beginn der Pandemie im Saarland noch keine konkreten Aussagen zur Thematik Belastungsausgleich erfolgt sind und dass stattdessen immer nur auf „später“ vertröstet wird“, resümiert Marcus Hahn die Position seines Verbandes.

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